Ansprache von Gretel Bluhm-Janssen, Vorsitzende des Kuratoriums
Ansprache zum Spatenstich für unser stationäres Hospiz

Am 19.10.2007 fand unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit der Spatenstich für das erste stationäre Hospiz in Ostfriesland statt. Unsere Vorsitzende und Kuratoriumsvorsitzende der Hospizstiftung Leer, Gretel Bluhm-Janssen, gab unserer großen Freude in ihrer bewegenden Ansprache Ausdruck.

Sehr verehrte Damen und Herren, die Sie heute hospizbewegt von fern und nah zu uns gekommen sind, liebe aktive Hospizlerinnen und Hospizler!

Im Namen des Kuratoriums der Hospizstiftung Leer als auch im Namen der Hospizinitiative Leer möchte ich Sie ganz ganz herzlich willkommen heißen und meiner Freude Ausdruck geben darüber, dass wir beisammen sind, um diesen Tag zu feiern, sozusagen unter dem Motto:

Wat´n Bliedskup vandaag!


Wat´n Bliedskup vandaag!

Bliedskup - in der OZ gab es unlängst eine Favoritenliste mit beliebten plattdeutschen Wörtern und ganz oben an erster Stelle stand das Wort Bliedskup.
Dieses Wort, Bliedskup, vereint ganz vielfältige und unterschiedliche Ausprägungen von Gefühlen der Freude. Daher wurde es letzte Woche anlässlich des Gallimarktes benutzt und es passt auch wunderschön für den heutigen Tag, obwohl es ein völlig anderer Anlass ist.

Wat´n Bliedskup vandaag!

Bliedskup daaröver, dat de 1. Spaasteek daan ward, um en Tohuus to bauen, för all de Minsken, de groot Hartseer hebben.

Hartseer - ein ebenso aussagekräftiges und wunderschönes plattdeutsches Wort, das nur unzureichend ins Hochdeutsche übersetzt werden kann, weil es eine breite Palette von tiefen Gefühlen der Trauer, des Kummers, eines ganzheitlich empfundenen Schmerzes widerspiegelt - Hartseer.

Bliedskup vandaag över dit Hospizhuus, wat wi nu anfangen willn to bauen för de Minsken mit Hartseer van mörgen.

Mag dit Huus mithelpen, dat Hartseer mit to dragen un up to fangen un lichter to maken.

Ein stationäres Hospiz für Ostfriesland in Leer - WOW!!!

Das war anfangs nur als Vision in unseren Köpfen, später haben wir es dann festgeschrieben, zwar immer noch visionär, allerdings nicht im Sinne von Trugbildung, gemäß einer Übersetzung von Vision im Duden, sondern als Ziel, als Zukunftsentwurf festgeschrieben in der Satzung der Hospizinitiative Leer, die seit nunmehr fast neun Jahren Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet und Angehörige in ihrer Trauer entlastet.

Vision?      visionär?     Ja!

Immer aber auch vorhanden war und ist die unerschütterliche Zuversicht, dass Visionen manchmal wahr werden können, nicht müssen, aber können, dass das vermeintlich Unmögliche doch möglich werden kann,

- wenn Herzen sich entzünden lassen für eine Idee
- wenn unbegrenzte Begeisterung vorhanden ist
- wenn gewohnte Rahmen verlassen werden um Neues, um Entwicklung zu ermöglichen
- wenn Menschen wahrhaftig für eine Sache einstehen
- wenn sie mutig, überzeugend und beharrlich daran arbeiten
- wenn sie das vor allen Dingen tun zusammen mit anderen Menschen, unabhängig von irgendwelchen Merkmalen oder Positionen - überkonfessionell und überparteilich
- wenn also Menschen mit anderen Menschen zusammen an einem Strang ziehen und das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren - dann sind wir dem, was Hospiz verkörpern will ganz nahe - und dann können sogar Visionen wahr werden.

Auch wenn Menschen seit Menschengedenken daran arbeiten: der Tod wird sich wohl nicht besiegen lassen; aber die Bedingungen, unter denen Sterben heute, im 21. Jahrhundert geschieht, können durch die, mit dem Hospizgedanken vorhandene Neuorientierung auf Lebensqualität, Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit doch wesentlich verbessert werden, so dass der unheilbar kranke Mensch sein Leben, mit seiner ganz individuellen Art zu sein und seiner ganz eigenen Lebensqualität, mit Würde auch zu Ende leben kann und mag.

Mit Hospizen kann man keine Gewinne einfahren - im Gegenteil - es ist sozusagen ein „Verlustgeschäft“ - allerdings nur, wenn wir es ausschließlich vor wirtschaftlichem Hintergrund sehen - aus jedem anderen Blickwinkel betrachtet ist Hospiz ein Gewinn - für jeden von uns!

Bleibt mir am Schluss Dank zu sagen.
Danke all den Menschen, die den Hospizgedanken mittragen und auf so vielfältige Art und Weise unsere Arbeit hier vor Ort unterstützen.
Ich möchte und werde ganz bewusst heute keine einzelnen Namen oder Personen hervorheben, denn ich könnte weder dem Einzelnen und auch nicht allen gerecht werden, sondern ich möchte meinen Respekt zum Ausdruck bringen für das Engagement, das jeder und jede Einzelne von Ihnen vor seinem, vor ihrem ganz persönlichen Hintergrund, den Lebensumständen und vorhandenen Möglichkeiten einbringt.

Dazu gehört das finanzielle Engagement von wenigen Euro bis hin zu mehreren hunderttausend Euro ebenso wie

das Schenken und zur Verfügung stellen von Zeit und Lebensenergie.

Dazu gehört die alltäglich und oft im Stillen gelebte große Güte im Umgang mit beladenden Menschen ebenso wie

der eingebrachte Sachverstand, die Übernahme von Verantwortung und das zur Verfügung stellen von Mitteln und strukturellen Bedingungen.

Ich danke Ihnen für die konkret gelebte Bereitschaft, hospizbewegt mitzuarbeiten daran, dass sich das Angesicht der Welt verändern kann zugunsten der Menschlichkeit.

Ich danke Ihnen für das Miteinander, für das Einstehen für eine wichtige Sache, für das Hospiz in Leer.

Danke!

Gretel Bluhm-Janssen


1. Spatenstich
Spatenstich
www.hospiz-initiative-leer.de Hospiz-Initiative Leer e.V; Mörkenstraße 14 b; 26789 Leer
Gedruckt von www.hospiz-initiative-leer.de Hospiz-Initiative Leer e.V; Mörkenstraße 14 b; 26789 Leer